Geburtsfreude

Dein Weg zur natürlichen Geburt

Meine Geburtserlebnisse

Simon… unser erstes Wunschkind und Start in eine schöne Zeit

Vor meiner ersten Schwangerschaft war ich ein ängstlicher Mensch, und einige (so auch ich) haben mich damals als Hypochonder bezeichnet. Schon bevor ich schwanger wurde, hat mich alleine der Gedanke an die Geburt verängstigt – besonders die zu erwartenden wahnsinnig schlimmen Schmerzen, von denen so viele berichteten, lösten große Angst aus. Auf der anderen Seite waren mein damaliger Lebensgefährte (jetziger Mann) und ich uns sicher, dass wir eine Familie gründen wollen.

Schneller als gedacht, hat sich dann ein kleines Baby bei mir eingenistet und das große Lesen von diverser Lektüre hat begonnen. Da natürlich auch ein Geburtsvorbereitungskurs mit auf der Liste stand, habe ich mich im Internet über das Angebot schlau gemacht und bin durch Zufall auf einen Hypnobirthingkurs einer Hebamme in der Umgebung gestoßen. Die Beschreibung der Geburt war auf ihrer Homepage so ungewöhnlich schön und positiv ausgedrückt, dass ich für mich gleich einmal beschlossen habe: „Das musst du machen“. Mein Mann war nach kurzer Überzeugungsarbeit auch mit im Boot. Ich denke, damals wusste er, dass ein „Nein“ nicht in Frage kommt.

Das Buch kam schon vor Kursbeginn zu Hause an und alleine der geschichtliche Hintergrund zur „Geburtsarbeit“ ließ mich meine Angst in Hoffnung umwandeln.

Dann startete endlich der von mir so sehr ersehnte Kurs und mit großer Erwartung und voller Freude haben wir uns in die Tiefen des Hypnobirthings begeben. Schon nach der ersten Einheit sind mein Mann und ich voller Zuversicht und deutlich entspannter nach Hause gefahren. Auch die weiteren Einheiten waren für uns jedes Mal eine super Möglichkeit uns zu entspannen – besonders nach arbeitsreichen Tagen.
Ein super Nebeneffekt des Kurses war folgender: Schon seit meiner frühen Jugend plagten mich starke Migräneanfälle, die bis zum Verlust der Sprache und Lesefähigkeit führten und mit Chefarzt-pflichtigen Medikamenten behandelt wurden. Vor der Schwangerschaft wusste ich noch nicht so recht, wie ich ohne Medikamente die 9 Monate (und dann die Stillzeit) schaffen könnte. Durch Zufall bin ich auf Patches für die Stirn mit ätherischen Ölen gestoßen und in Kombination mit bestimmten Entspannungsübungen vom Hypnobirthing war es mir nun möglich, Migräneattacken abzuwenden oder sogar zu stoppen.

Ein für mich wesentlicher Teil war mit Sicherheit die Übung zur Angstbefreiung mit paarweiser gemeinsamer Aufarbeitung der belastenden Sorgen. Danach waren wir beide definitiv bereit auf das Erlebnis Geburt.

Unser Junge war es aber länger noch nicht und begab sich noch nicht in die Geburtsposition, was mich etwas verunsicherte. Wir haben ihm dann eines Abends mit der Taschenlampe den Weg geleuchtet und visualisiert, wie er sich dreht. An diesem Abend habe ich in mich hineingehört und kam zum Entschluss, dass ich arbeitsmäßig etwas zurücktreten und mich mehr diesem kleinen, in mir heranwachsenden Wunder widmen muss. Nun…ja, er hat sich an diesem Abend in die „Poleposition“ gedreht!

Einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin wurde ich mehrfach von Vorzeichen der Migräne überrascht und habe diese mit meinen Übungen zum Erliegen gebracht. Am Nachmittag verspürte ich Druck auf das Steißbein und hatte vermehrt den Drang nach einem Toilettenbesuch zur Darmentleerung. Das war ziemlich häufig und da wurde ich etwas nachdenklich. War das nun der Start? Um das mit einer bekannten Methode abzuklären, begab ich mich in die Badewanne und führte nebenbei Aufzeichnungen, ob bei diesem Gefühl eine Regelmäßigkeit zu erkennen war. Die Ruhe- und Wellenatmung habe ich zu dieser Zeit schön üben können. Nach kurzer Zeit habe ich bemerkt, dass sich da doch mehr tut als nur Übungswellen (die ich vorher gar nicht wahrgenommen habe) und wollte raus aus der Wanne. Da wir noch eine Baustelle daheim hatten und mein Mann eingespannt war, hat er von meiner Situation gar nicht so viel mitbekommen. Gegen Abend habe ich dann einmal meinem Mann wissen lassen, dass es schön wäre, wenn er zu mir käme. Er hat die Situation aber nicht richtig einschätzen können und hat mich etwas vertröstet um bei der Baustelle noch einiges weiter zu bekommenerledigen zu können. Dann wurde es später und mein Mann hat sich fürs Bettgehen umgezogen und meinte, er könne sich jetzt hinlegen. Tja, da habe ich ihm dann mitgeteilt, dass es doch besser wäre, wenn er seine Sachen (und damit meine ich in erster Linie seine Jause) richten sollte, weil ich glaube, dass wir uns dann auf den Weg ins Krankenhaus machen sollten. Die Wellen kamen in immer kürzeren Abständen und Beckenkreisen im Stehen/Lehnen und „Auf die Toilette gehen“ haben mich bei der Verarbeitung der Wellen unterstützt. Das Gefühl, dass es nun so weit ist, war so aufregend. Mein Mann und ich hatten richtig Spaß in dieser Zeit und freuten uns schon auf das was nun kommen würde.  Nun war es Zeit für uns aufzubrechen.
Die Autofahrt war nicht sehr angenehm, da die sitzende Position den Druck auf das Steißbein verstärkte. Das war für mich einer der unangenehmeren Teile auf dem Weg zu unserem Baby. Im Nachhinein hätte ich eine Übung machen sollen (Handschuhentspannung) – im Nachhinein ist man immer klüger…
Im Krankenhaus (um ca. 22.00) wollte ich vor dem CT-Schreiben noch auf die Toilette. Während meiner Abwesenheit fragte die Hebamme meinen Mann, in welchen Abständen die „Wehen“ kommen. Nachdem mein Mann sie informierte, dass der Abstand ca. 3 Minuten wären, sagte die Hebamme, dass wir dann doch lieber gleich in den Kreissaal gehen sollten.
Relativ rasch habe ich mich aller meiner Kleider entledigt. Mein Mann hat mich bei jeder Welle mit der Light-Touch-Massage unterstützt (genial!) und im Hintergrund ist unsere Baby-Klassik CD gelaufen. Viele glauben das nicht, aber wir hatten zu dieser Zeit auch richtig Spaß, das für die Entspannung der Muskulatur der Gebärmutter nur von Vorteil ist. Dazwischen habe ich immer wieder die Toilette aufgesucht und es war dann schon ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass mein Körper die Darmentleerung vor der Geburt „vollzieht“. Der Muttermund hat sich von anfänglich schon 3 cm innerhalb von eineinhalb Stunden auf 5 cm geöffnet (Bei Wellenabständen von 2 min). Nicht einmal eine Stunde später war er 8 cm geöffnet. In der Geburtsphase habe ich intensiv wahrgenommen, wie sich die Muskelbewegungen nach unten entwickeln. In dieser Phase habe ich noch einige Geburtspositionen ausprobiert und am liebsten wäre ich am Geburtshocker geblieben aber wir haben dann leider doch das Bett genommen (ich denke, da es mitten in der Nacht war, war mein Körper eher auf „liegen“ eingestellt). Die Geburtswellen waren produktiv und ich habe aus Interresse versucht zu pressen, aber ich bin immer wieder zur Geburtsatmung gewechselt, weil die Hebamme (die nicht wusste was wir genau machten) immer dann gesagt hat: „ja genau so!“. Das war für mich die Bestätigung, dass Pressen nicht notwendig bzw. auch nicht förderlich ist! Die Geburtsphase war so unbeschreiblich einmalig. Es ist ein erhebendes Ereignis, wenn man mitbekommt, was das Baby und sein eigener Körper bei der Geburt leisten. Das "Schlüpfen" des Kopfes war durch die Visualisierung einer sich öffnenden Rose ein besonderes Gefühl an das ich mich auch heute noch gerne erinnere! Um kurz nach 2.00 war unser Bub auf dieser Welt. Leider hat er sich mit dem Luftholen Zeit gelassen und nachdem er blau angelaufen ist und schlaff war, wurde rasch abgenabelt und zum Kinderarzt gebracht. Dort wurde er abgesaugt und ich hörte vom Kreissaal aus seine ersten Schreie und sein Zustand besserte sich rasch. Während Simon versorgt wurde, habe ich meine Plazenta fast nebenbei geboren. Das fast unangenehmste an der Geburt (abgesehen von Simons Zustand) kam an dieser Stelle: die zwei Nähte, die eine Verletzung schlossen, wurden angebracht. Im Vorfeld wurde aber noch diskutiert, ob es überhaupt notwendig ist.
Unser Junge wurde im Inkubator auf die Neonathologie gebracht – das Bonding war somit leider sehr kurz. Noch heute habe ich damit zu hadern, dass ich ihn nicht bei mir ließ, obwohl er schon einen sehr guten APGAR Wert hatte. Dennoch war die Geburt ein tolles Erlebnis und ich bin mir sicher, durch unsere entspannte Haltung haben wir für unseren Jungen diesen anstrengenden Weg bestmöglich gestaltet.

 

Johanna – Ich möchte noch einmal schwanger sein und die Geburt erleben!

Trotz des holprigen Starts von Simon war für mich gleich nach der Geburt klar: ja, ich möchte noch ein Kind und eine Geburt noch einmal erleben! Nicht nur weil ich mir für Simon ein Geschwisterchen wünschte, sondern weil es einfach ein unbeschreiblich geniales Gefühl ist, was da im Körper passiert. Wieder war der „Empfängniserfolg“ sehr rasch. Dieses Mal plagte mich eine Schwangerschaftsübelkeit, die mich selbst am Abend und in der Nacht nicht in Ruhe ließ – das war bei Simon nicht der Fall. Mit Atemübungen aus dem HB Kurs konnte ich etwas Abhilfe schaffen. Ab der 13. Schwangerschaftswoche hat sich mein Magen endlich beruhigt und die Vorbereitungen konnten starten. Es waren nun ca. 2,5 Jahre seit unserer ersten Geburt vergangen. Mit einem Kind und arbeitswütigen Eltern (mein Mann und ich) war die Zeit zum Ausruhen doch sehr knapp. Deshalb empfand ich es als gut, wenn mein Mann und ich wieder einen HB Kurs besuchen würden. Unsere erste Kursleiterin war zu diesem Zeitpunkt selber in Karenz, deshalb führte uns der Weg zu einer anderen lieben HB Kursleiterin, die selber keine Hebamme ist. Zeit zu finden für das bewusste Erleben der Schwangerschaft ist – sobald ein Racker daheim herum düst – nicht mehr ganz so einfach zu finden. Auch hatte ich wieder das „Glück“ dass genau zu der Schwangerschaft wieder eine Baustelle bei uns zu bewältigen war. Die Zeit der Entspannung und aktiven Auseinandersetzung mit unserem zweiten Wunschkind im HB Kurs war somit äußerst notwendig. Und es tat gut, ja es tat richtig gut wieder alles zu Wiederholen und die Entspannungsübungen zu trainieren. Für mich ein (wieder) wichtiger Abend war die Angstbefreiung. Schon seit Anfang der 2. Schwangerschaft hat mich eine Angst verfolgt: dass auch das zweite Baby nach dem Schlüpfen (so nenne ich es) weg gegeben wird. Ja, das ist ganz tief in mir verankert gewesen und auch bei meinem Mann saß die Angst. Das war der Grund, weshalb er einer von mir gewünschten Hausgeburt nicht zustimmen konnte.
In der für mich so wichtigen Aufarbeitung mit den Ängsten im Kurs, konnte ich mich von dieser Panik befreien. Nach einigen Tränen während und nach dieser Übung hatte ich endlich das Gefühl, von der Angst entledigt zu sein und ich war schlagartig wieder unbefangener und unbeschwerter.
Unser zweites Baby (dieses Mal ein Mädchen) war im Bauch sehr sportlich unterwegs und wollte sich noch nicht wirklich in Geburtsposition begeben. Wie auch bei Simon versuchten wir den Weg mit einem Licht zu leuchten – auf das hat sie sich nicht eingelassen. In der 36 SSW bat ich meine liebe Hebamme zu mir nach Hause um zu versuchen die kleine Madam zur Drehung zu motivieren. Wir haben dann das komplette Programm durchgeführt: Akkupunktur, Moxen, Eisbär und bei letzterem habe ich intuitiv visualisiert und mithilfe der Atmung den Raum gegeben und siehe da! Die kleine Dame hat es sich überlegt und hat sich richtig gedreht. Es war für mich auch eine Erinnerung, zurück zusteigen und mich nun endlich in erster Linie mit meinem Baby und meinem Körper zu beschäftigen.

Bei dieser Schwangerschaft habe ich fast täglich die Regenbogenentspannung gehört und je näher der Geburtstermin rückte, desto öfter hörte ich auch die Geburtsaffirmationen – beide immer beim zu Bett gehen. Da der Geburtstermin nur zwei Tage nach dem Geburtstag unseres Simons errechnet wurde, hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl. Ich wollte für unseren Jungen noch seine Geburtstagsfeier schön gestalten und ausrichten. Diese Gedanken habe ich in ein Tagebuch geschrieben, wo ich auch schon die ganze Schwangerschaft Erinnerungen für unser Ungeborenes festgehalten habe. Nachdem die Feier dann erfolgreich verlaufen ist und Simon im Bett gut schlief, habe ich in das Tagebuch geschrieben, dass nun alles erledigt ist, was ich erledigen wollte. Die Sachen sind vorbereitet und die Tasche gepackt, das Baby darf jederzeit kommen. Nach diesen Zeilen habe ich mich mit meinem Mann auf die Couch gekuschelt und wir beide sind dabei eingeschlafen. Aufgewacht sind wir dann gegen 23:00 weil ich „untenrum“ nass war. Ja, die Blase war aufgegangen – ohne Vorzeichen zu bemerken (oder habe ich sie einfach nicht bemerkt?). Da im letzten Abstrich Streptokokken nachgewiesen wurden, wurde mir nahe gelegt, bei einer Öffnung der Blase ins Krankenhaus zu kommen um ein Antibiotikum zu erhalten (heute würde ich das genau nachprüfen lassen – die Möglichkeit gibt es!). Wir haben gemütlich daheim noch die restlichen Sachen fürs Krankenhaus vorbereitet und die Jause gemacht. Meine Mutter übernahm die Aufsicht vom schlafenden Simon und wir sind ohne jeglichen Stress gemütlich ins Krankenhaus gefahren. Im Hinterkopf hatte ich dann dennoch etwas Unruhe, da bei einer Blasenöffnung gerne mal im Krankenhaus gestresst wird (zb. „wenn in den nächsten 12 Stunden keine Wehen einsetzen, wird eingeleitet...“). Meine Angst war unbegründet, da beim CTG schon deutliche Wellen zu sehen waren, aber noch in weiteren Abständen (ca. 15 Min). Das war etwas eigenartig, da ich nicht wirklich was davon mitbekommen habe. Die Hebamme meinte deshalb, wir können es uns im Kreissaal gemütlich machen und noch etwas schlafen, bevor es dann „ernst“ wird. Wir haben unsere CD mit den Geburtsaffirmationen eingelegt, uns umgezogen und ins Bett gekuschelt. Ich musste dann doch immer wieder die Toilette aufsuchen und dann war klar: großartig ausruhen wird nicht mehr drin sein. Die Wellen wurden nun eindeutig und die Abstände immer geringer. Wir haben wieder alles sehr entspannt und lustig aufgenommen. Mit der Light-Touch-Massage und der richtigen Atmung waren die Wellen super zu verarbeiten. Da uns das viele schon bei Simons Geburt nicht geglaubt haben, bat ich meinen Mann das zu filmen. Leider streikte gerade zum Zeitpunkt einer Welle die Kamera und wir haben es nicht festhalten können.
Wie ich gerade mal wieder auf der Toilette war, kam einmal die Hebamme rein und hat zu meinem Mann gesagt „Na von ihrer Frau bekommt man ja gar nichts mit“. Umso erstaunter war sie, dass die Öffnungsphase schon voll im Gange war. Der Muttermund ist anfangs aber noch nicht so rasch aufgegangen, da hatte ich kurz einmal ein Motivationstief - aber komplett unberechtigt. Zwischen den Wellen konnten mein Mann und ich sogar immer wieder einen Powernap einlegen, was wiederum zur Entspannung gut beitrug. Besonders die Atemtechnik führte zu einem raschen Wiedereinschlafen. Ich habe meine Hand auf die Hand meines Mannes gelegt und bei jeder Ankündigung einer Welle habe ich ihn mit dem Fingernagel zu spüren gegeben, dass sich wieder was tut. Sonst hätte er es wahrscheinlich nicht mitbekommen und so konnte er wieder seine „Statistik“ führen. Wie es dann in die Geburtsphase überging wollte ich einige Geburtspositionen ausprobieren. Irgendwann war ich dann aber etwas müde (es war ja mitten in der Nacht) und die Hebamme empfahl mir, mich hinzulegen. Sie wusste noch immer nicht, wie und was wir genau für „Techniken“ anwendeten. Während eines CTGs wollte sie, dass ich mich auf die Seite lege. Was sie nicht wusste war, dass ich gerade bei der Wellenatmung war – ich hatte gerade eine Welle und da wollte ich mich darauf konzentrieren und nicht auf ihre Wünsche. Ich habe also auf ihre „Ansage“ nicht reagiert und das leise Kommentieren meines Mannes „sie hat gerade eine Wehe“ hat die Hebamme nicht aufgenommen und so hat sie mich einfach selbst zur Seite gedreht. Das war zu diesem Zeitpunkt unangenehm und am liebsten wäre ich handgreiflich geworden aber das hätte die Situation nicht verbessert. Sie hat mich dann wieder in Ruhe gelassen und ich konnte weiter mit meinem Baby „arbeiten“. Die Geburtsphase war von der Geburtsatmung in Kombination mit der Visualisierung der öffnenden Rose geprägt. Mein Mann unterstütze mich in dieser Zeit durch positive Aussagen. Der Austritt des Kopfes war wieder ein unbeschreibliches Gefühl, welches ich als ganz besonders empfunden habe. Nun schlüpfte auch unser zweites Kind (gegen 5:00 Uhr) – Johanna und zu meiner großen Freude hat sie gleich mal lauthals von sich hören lassen. Unser Baby konnte zu uns und konnte hier bleiben. Ach wie schön!!
Dieses Mal war kein Nähen notwendig – die Rose hat wahrscheinlich geholfen. Die Plazenta wurde, wie bei Simon, fast schon nebenbei mit einer Welle geboren.

Und wieder habe ich die Bestätigung in die wunderbaren Möglichkeiten des weiblichen Körpers im Zusammenspiel mit dem Baby erfahren dürfen und bin sehr dankbar dafür.

Ich habe erfahren dürfen, dass es möglich ist, seinem Baby mithilfe von Tiefenentspannung den Weg in unsere Welt zu erleichtern und die Geburt selbst als schönes Erlebnis sehen zu können. Unsere Geburtserlebnisse und die Überzeugung hinter dem Konzept ließen mich den Entschluss fassen, dieses Konzept nach Außen zu tragen. Ich möchte dich, liebe werdende Mama, unterstützen, dass du das Wunder Mensch neu erleben kannst und deine/eure Geburt zu einem schönen Erlebnis wird, an das ihr gerne zurückdenkt!


Manuel - eine Geburt, komplett anders als erwartet...Flexibilität in allen Lagen...

Meinen Geburtsbericht möchte ich beginnen mit der Zeit der Bindungsanalyse. Ungefähr in der 20. SSW startete ich bei Maria Reiter-Horngacher mit der 2-wöchentlichen Bindungsanalyse (Förderung der vorgeburtlichen Bindung) und durfte dabei wahnsinnig magische, beeindruckende und berührende Momente erleben.

Schon die ganze Schwangerschaft habe ich mich wieder auf die Geburt gefreut. Mein Mann Christof und ich haben uns gemeinsam mit unserer Hebamme Silke auf eine Hausgeburt vorbereitet. Wenn ich in den Bindungsanalyseeinheiten mit meinem Baby über die Geburt gesprochen und meine Freude darauf ausgedrückt habe, war ich oft irritiert, weil mein Baby mir diese Gefühle nicht bestätigte, sondern kritische Gefühle zurücksendete. Außerdem habe ich öfters gehört, dass Frauen, die sich auf eine Hausgeburt vorbereiteten, sich schon bei ihrer mentalen Vorbereitung an einem bestimmten Platz in der Wohnung bei der Geburt gesehen haben. Wenn ich in Entspannungssitzungen durch unsere Wohnung gegangen bin, habe ich nirgends das Gefühl gehabt, dass es diesen einen bestimmten Platz gibt. Das hat mich etwas verunsichert aber ich wollte damit meinen Mann nicht irritieren und hab es für mich behalten.

In einer meiner „Bindundszeiten“ daheim habe ich einmal mein Baby gefragt, wann es schlüpfen will und ich habe den 5.1. als Datum vom Baby bekommen. Da unser errechnete Termin der 17.1 war und beide großen Kinder +/-1 Tag beim errechneten Termin lagen, habe ich dieses Datum nicht so recht geglaubt…

In der Bindungsanalyse bei Maria haben wir die letzten 7 oder 8 Einheiten der Trennungsgespräche nicht gemacht, da ich den letzten Monat aufgrund meiner häufigen Migräne nicht mehr nach Salzburg fahren wollte. (Meine Migräne mit Aura konnte ich übrigens immer mit der Ruheatmung, Entspannungstechniken aus Hypnobirthing und dem Herzensfaden zum Baby unter Kontrolle bringen )Wir haben deshalb vereinbart, dass wir die Gespräche daheim selber machen werden und zwar ab dann, wenn sich ein Geburtstermin für mich als richtig anfühlt.

Ich wollte vor dem Schlüpfen noch einiges erledigt haben – ja so typisch Nestbautrieb. Das Schlafzimmer der Kinder musste noch umorganisiert, die Kinderbekleidung aussortiert und das Schlafzimmer umgestellt werden. Mein Mann hat sich nicht dagegen gewehrt. Ich denke, ihm war bewusst, dass ich unser „Nesterl“ noch richten möchte.

Am 4.1. hatte ich noch einen Frisörtermin geplant. Schließlich würde es dann mit Baby nicht mehr so einfach sein, sich einige Stunden beim Frisör entspannen zu können. Meiner Hebamme hab ich das im Vorfeld gesagt und sie gab mir den Rat das Baby nicht „aufzuhalten“, was mich doch etwas zum Nachdenken brachte.

Unsere Kinder wären eigentlich in der letzten Dezemberwoche für 2 Nächte bei der Schwiegermutter „auf Urlaub“ gewesen, aber das hat sich wegen diverser Verkühlungen um eine Woche verschoben und so waren sie von 3-5.1. auswärts. Da ich unsere Kinder bei der Geburt dabei haben wollte, hat mich das ein bisschen gestresst - aber der ETA war ja noch 12 Tage entfernt.

Am Abend des 4.1. hab ich dann zu meinem Mann gesagt, dass ich gerne die ersten 3 Einheiten der Trennungsgespräche machen würde, da ab jetzt ja alles gut vorbereitet ist und unser Baby das auch sein soll. Also hat er mir vor dem Schlafen gehen noch drei Einheiten vorgelesen. Die 4. wäre jene über das Krankenhaus gewesen. Da habe ich zu Christof gemeint, dass das nicht notwendig sei, weil wir ja eine Hausgeburt geplant hatten. Wir sind danach entspannt eingeschlafen.

Gegen 1:30 in der Nacht bin ich aufgewacht und hatte das Gefühl mich anzupinkeln. ich bin schnell aufgestanden um die Toilette noch zu erreichen. Am Weg dahin (ca. 8m) habe ich einiges an Flüssigkeit verloren und natürlich gleich Christof aufgeweckt. Ich war mir nicht ganz sicher, ob nun die Blase aufgegangen ist oder ich einfach zu spät zur Toilette gekommen war. Ich hatte sonst noch keine Anzeichen, aber das kannte ich schon von Johannas Geburt (unser zweites Kind).

Ich habe dennoch in der Nacht meine Hebamme angerufen und ihr gesagt, dass ich jetzt entweder unter Inkontinenz leide oder die Blase aufgegangen ist. Wir haben uns ausgemacht, dass sie gegen 9:00 vorbei schauen wird, außer ich brauche sie schon vorher.

Dass es sich um die Blase handeln musste, war mir klar als immer wieder Flüssigkeit abging. Da sonst noch keine Anzeichen zu spüren waren haben Christof und ich beschlossen wieder zu schlafen, was für mich nicht so einfach war weil ich schon sehr aufgeregt und freudiger Erwartung auf unsere Hausgeburt war. Aber mit Hilfe von der Ruheatmung und den „Verschwindenden Buchstaben“ (Entspannungstechnik aus Hypnobirthing) habe auch ich wieder in den Schlaf gefunden.

Am Morgen habe ich leichte Wellen gespürt aber noch keine wirkliche Regelmäßigkeit damit verbunden. Da ich am 5.1. eigentlich CTG und Abstrich-Termin im Krankenhaus gehabt hätte, habe ich angerufen und den Termin abgesagt. Ich habe die Hebamme am Telefon aber nicht wissen lassen, dass die Blase bereits offen ist, da ich keine Diskussionen über unsere Pläne der Hausgeburt haben wollte.

Silke ist gegen 9:00 gekommen. Sie hat die offene Blase bestätigt, die Schädellage geprüft, den nur relativ leicht geöffneten Muttermund getastet und uns gesagt, dass unser Baby noch nicht weit im Becken liegt und ich noch eher mehr auf einer Seite liegen sollte. Da die Blase zu diesem Zeitpunkt doch schon rd. 8 Std. offen war und mich das leicht beunruhigte, hat mich Silke akkupunktiert. Dann sind wir so verblieben, dass sie gegen 17:00 wieder hier sein wird, außer wir melden uns vorher.

Relativ gleich, nachdem Silke weg war, habe ich dann ein bisschen mehr „Arbeit“ in meinem Bauch gespürt und konnte mit den Atemtechniken aus Hypnobirthing wunderbar die Wellen spüren. Wie bei den anderen beiden großen Kindern habe ich darauf gehofft, dass auch hier mein Darm noch vor der Geburt entscheidet sich zu entleeren.

Da Silke uns gesagt hat, dass unser Baby noch nicht sehr weit im Becken sei, habe ich beschlossen doch aufzustehen und die Schwerkraft als Unterstützung auf dem Weg des Babys nach unten zu nützen. Gegen 11:00 habe ich gefrühstückt und mit leichten Beckenbewegungen die eine oder andere Welle kommen und gehen lassen. In aufrechter Position hatte ich das Gefühl, dass sich mehr veränderte und von daher kam mir das richtig vor.

Mein Mann hat mittlerweile den geborgten Geburtspool im Bad aufgestellt und mit der Hygienefolie ausgekleidet. Außerdem hat er das Badezimmerfenster mit alten Zeitungen abgeklebt um für eine angenehme dunkel Geburtsstimmung zu sorgen und die Kamera mit dem Stativ getestet (wir wollten die Geburt ja – zumindest teilweise – mitfilmen).

Ich wurde dann wieder müde und beschloss mich hinzulegen. Mein Mann tat es mir gleich. Wir hatten in dem Moment so große Freude, dass wir so stressfrei daheim bleiben konnten. Schließlich war alles ordentlich vorbereitet und mein Mann stellte belustigend fest „So eine Geburt ist schon was langweiliges, da liegt man nur rum“.

Mittlerweile hatten wir auch das Abholen der Kinder geregelt und erwarteten sie am späten Nachmittag in dem Glauben, dass sie dann bei der Geburt dabei sein konnten.

In meinem Bauch ging es ziemlich zu und ich verknüpfte das Holtern und Poltern mit der Aktivität meines Darmes. Zu dieser Zeit konnte ich auch das „große Geschäft“ verrichten, was mich mental sehr erleichterte. Ab und zu hatte ich so ein wildes Grummeln im Bauch, dass ich richtig hochschreckte – aber es war alles ohne Schmerzen verbunden. Da dachte ich noch, dass mein Darm ja ordentlich arbeitet…

Da die Wellen im Liegen wieder weniger wurden, beschloss ich mich in eine aufrechtere Position zu begeben und habe mich vor das Bett gekniet und mit dem Oberkörper auf das Bett gelegt. So spürte ich die Wellen wieder etwas mehr – das freute mich!

Dann beschloss ich noch einmal die Toilette aufzusuchen in der Hoffnung eine „weitere Entleerung“ zu haben. Beim Reinigen spürte ich plötzlich etwas, was so nicht zu meinem Genitalbereich gehörte und schreckte hoch. Das einzige was für mich hier in Frage kam, war die Nabelschnur. „Oh mein Gott, ich habe einen Nabelschnurvorfall“ schoss es mir durch den Kopf. Erst einige Wochen zuvor hat uns eine Hebamme in einer Fortbildung über den Nabelschnurvorfall erzählt und gesagt, dass das Wichtigste dabei ist, die Nabelschnur so weit wie möglich wieder zurück zu schieben und die Hand danach im Körper zu lassen um ein wiederholtes Herausfallen verhindern zu können. Grund für das vorgeschlagene Handeln war die Gefahr, dass die Nabelschnur auskühlt, sich die Gefäße verengen und somit die Versorgung vom Baby gekappt wird. Dass dieser Notfall in erster Linie bei Frühgeburten oder Babys mit viel Fruchtwasser vorkommt (und hier nur bei rd. 0,2% der Geburten) wusste ich und deshalb versuchte ich zu verstehen, weshalb das nun bei mir vorkommt. Hätte ich doch Silkes Rat befolgen und liegen bleiben sollen?! Verdammt…

Wie zuvor gelernt habe ich „die Nabelschnur“ wieder soweit wie möglich zurückgeschoben und meine Hand an Ort und Stelle gelassen. Ich rief nach Christof und sagte ihm, er solle sofort Silke anrufen und ihr sagen, dass wir einen Nabelschnurvorfall haben. Das tat er auch und Silke fiel aus allen Wolken. „Sofort den Notarzt anrufen“ war Ihre Aussage und das tat Christof auch gleich. Mit einem Handy blieb ich mit Silke verbunden, die sich gleich auf den Weg ins Krankenhaus nach Steyr machte. Ich hab mich sofort ins Bett gelegt – immer noch die Hand in mir. „Ich hab Angst“ sagte ich zu Silke. Sie meinte (ca.) zu mir „Maria, bleib ruhig und glaube an die Unterstützung des Göttlichen“. Sie meinte zu Christof, er sollte mit ihrem dagelassenen portablen CTG die Herztöne prüfen. Christof nahm das Gerät und suchte an der Stelle, wo Silke auch die Messung vornahm, aber es kam kein Signal. „Silke, ich hab Angst“ sagte ich wieder zu ihr und blieb so ruhig wie möglich – dank der Ruheatmung. Christof konnte aber keinen Herzton finden und das machte uns Angst. Aber auf einmal konnte ich etwas fühlen. Ich war so weit mit meiner Hand in mir, dass ich die Bewegungen meines Babys an den Fingern spürte und es bewegte sich! „Silke, ich kann es spüren, unser Baby bewegt sich!“. „Super Maria, alles wird gut!“ gab sie mir Mut.

Für mich dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis das die Rettung hier war. Der Notarzt war auch schon auf dem Weg. Bis wir abfahrtsbereit waren, hat Christof den im Vorfeld zusammengepackten „Notfallwäschekorb“ noch mit zusätzlichen Sachen bestückt. Der Transport auf der Plane über unser Stiegenhaus war für die Rettungssanitäter mühsam. Unter Mithilfe von Christof wurde ich aber doch zügig ins Erdgeschoß getragen. Ich war immer bei meinem Baby und habe Ruhe bewahrt. Beim Raustragen ist meine Mutter, die die Rettung im Vorfeld an einer Kreuzung abgefangen und zu uns gelotst hat, ziemlich ratlos dagestanden. Ich hab noch zu ihr gesagt „Mama, alles wird gut“. Dann war auch schon der Notarzt hier und untersuchte mich – hat aber keine Aussage zu meiner Vermutung des Nabelschnurvorfalls gegeben.

Im Krankenwagen wurde mein Becken hochgelegt und mein Blutdruck gemessen. Da dieser sehr niedrig war, wurde mir eine Infusion angehängt. Während der Fahrt ins Krankenhaus konnte ich immer wieder mein Baby spüren, was mir Sicherheit gab. Wellen waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu spüren. Gut, das wunderte mich nicht und war mir sehr recht. Ich konnte im Krankenwagen meine Ruhe bewahren, alles andere hätte uns ja in dieser Situation wirklich nicht weiter gebracht…

Wir sind (wieder nach einer gefühlten Ewigkeit) nach 20 Minuten im Krankenhaus angekommen. Gesamt hat es vom Anruf der Rettung bis zum Eintreffen im Krankenkaus ca. 50 Minuten gedauert und es war gegen 13:30 bis wir im Krankenhaus angekommen sind. Christof ist mit unserem „Geburtsfreude“-Auto hinter der Rettung nachgefahren. …schon etwas eigenartig…

Mit der Trage wurde ich ins Haus 4 des Krankenhauses gefahren. Eine Vielzahl an Ärzten warteten (für die Not-OP gerüstet) bereits am Gang auf mich/uns und Silke war auch schon hier. Einige von den Wartenden hatten bereits die OP Bekleidung an. Ich wusste, dass ein Nabelschnurvorfall ein 100%-iger Sectio-Grund war. Dennoch blieb ich ruhig. Einer der Gynäkologen untersuchte mich noch auf dem Gang und „wühlte“ in mir herum. Etwas verdutzt meinte er dann „das ist kein Nabelschnurvorfall, was sie spürten war ein Beinchen… das ist eine Beckenendlage“. EINE BECKENENDLAGE? BITTE? WAS? WIE? EIN Fuß? ICH HABE EINEN FUß ZURÜCKGESCHOBEN? Das alles ging mir durch den Kopf und auch Silke war komplett verdutzt. Wie konnte das sein? Das Baby war doch noch um halb 10 in Schädellage?! Mensch…das „Darm Holter-die-Polter“ waren die Füßchen, die schon nach unten getrampelt haben!!! Ich habe aber keine Drehung gespürt! Wer hätte mit dem gerechnet?! Oh mein Gott, ich hab ein FÜßCHEN MEINES BABY HERAUßEN GEHABT UND WIEDER ZURÜCKGESCHOBEN!?!! Ein kurzes Aufatmen war zu spüren und mein nächster Gedanke war „wenn es nur eine Beckenendlage ist, können wir ja wieder heim“ Dieser Wunsch war aber mehr als unrealistisch. Meinen nächsten Wunsch: „Mit der Beckenendlage kann ich mein Baby vaginal zur Welt bringen!“ hab ich dann sehr nachdrücklich geäußert „Wenn es möglich ist, will ich bitte eine natürliche Geburt“ und auch zu Christof hab ich gesagt „Bitte Christof, schau drauf, ich möchte eine natürliche Geburt! Bitte, Bitte Christof, schau drauf!“

Eine Ärztin meinte zu mir, wir sollten jetzt mal zur Ruhe kommen und müssen zuerst ein Ultraschall und CTG machen, dann wird weiter entschieden. Im Ultraschall bestätigte sich die Aussage des untersuchenden Arztes. Unser Baby hatte sich in letzter Sekunde in eine Fuß-Steißlage manövriert. Sportlich…

Die Herztöne unseres Babys waren – für die Ärztin überraschender Weise - sehr gut und ruhig und der Muttermund war bereits ca. 7 cm offen. 7 cm?! Das hätte ich nicht gedacht, da daheim ja noch kein Rhythmus zu erkennen war und die Wellen meiner Meinung nach sehr ruhig verlaufen sind. Ein Wahnsinn!!

Silke sagte etwas zur Ärztin und benannte sie mit Frau Dr. Wachter. FRAU DR. WACHTER?! Ich wusste, dass sie die einzige im Krankenhaus Steyr ist, die Beckenendlagen auf natürlichen Weg begleitete und sagte „Sie sind Frau Dr. Wachter?! Sie machen doch Beckenendlagen! Ich möchte bitte mein Baby natürlich entbinden!“. Fr. Dr. Wachter, die eigentlich eine Stunde später heim gehen wollte, stellte mir nun einige Fragen zu meinen vorhergehenden Geburten. Sie gab mir zu verstehen, dass wenn sie diese Geburt begleitet, ich mich nach ihr richten muss – zumindest in der Geburtsphase. Vorher kann ich mich bewegen wie ich will, aber am „Schluss“ muss ich auf das Bett, dass sie gute Sicht hat und im Falle des Falles eingreifen kann. Ich musste ihr auch zusagen, dass, wenn sie sagt, es geht nicht auf natürlichem Weg, wir dann einen Kaiserschnitt zustimmen. Sie geht kein Risiko ein. Dann gab sie mir alle Infos im Schnelldurchlauf und informierte mich darüber, dass besonders die Phase nach der Geburt des Steißes kritisch ist und Schultern und Kopf rasch geboren werden müssen um keine Schäden des Babys zu riskieren. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob eine vaginale Geburt möglich ist, da unser Baby noch „sehr weit oben“ war. Ich sagte zu all ihren Forderungen „ja“, da dies die einzige Möglichkeit für mich war unser Baby auf normalem Wege zu bekommen. Da ich immer das Wort „Welle“ verwendete sagte Fr. Dr. zu mir, dass sie sich aber nicht umstellen wird und trotzdem das Wort „Wehe“ verwenden wird. Für mich war das okay, da ich es für mich ohnehin dann immer mit „Welle“ ersetzte. Ich war dankbar für den spontanen Versuch und das Vertrauen, das Fr. Dr. mit uns wagte!

In dieser Zeit gab Fr. Dr. Wachter Silke die Erlaubnis, ebenso bei uns im Kreissaal zu bleiben. Das ist für das Krankenhaus Steyr eine echte Seltenheit, da das normalerweise nicht erlaubt ist. Da Fr. Dr. Wachter und Silke sich aber kannten, war es möglich und ich nahm Silkes Angebot hier zu bleiben dankend an.

Nun konnten wir unsere Geburt fortsetzen. Ich war ruhig und positiv gestimmt, da ein echter Notfall nun nicht mehr bestand und es unserem Baby gut ging. Die Wellen setzten sehr rasch wieder ein und die Abstände wurden zügig kürzer. Ich bin herumgegangen, habe mein Becken gekreist und Bauchtanz-ähnliche Bewegungen ausgeführt, in der Hoffnung, dass unser Baby weiter ins Becken rutscht. Anfangs habe ich mich bei den Wellen mit den Armen an einer Kommode abgestützt, die Wellenatmung angewandt und Christof hat mich mit der Light-Touch-Massage unterstützt. Dann wollte ich aber auf den Boden. Christof richtete mir die Matte und den Gymnastikball und ich konnte die Wellen im abgeänderten 4-Füßler wunderbar veratmen und spüren.

Immer wieder kam jemand vom Krankenhauspersonal zu uns und dachten, dass sich bei uns nichts tut weil wir so leise waren und auch hin und wieder lachten. Wenn ich eine Welle hatte und jemand vom Personal kam und mir Fragen stellt, sagte Christof ihnen, dass sie mich jetzt nicht ansprechen sollen, weil ich eine Welle habe. Die Bestätigung fanden sie am CTG. Einmal gab das CTG einen Warnton ab, weil die Herztöne unseres Babys etwas nervöser waren. Gleich kam eine Hebamme, die nicht mitbekam, dass ich eine Welle hatte. Christof fragte sie dann, ob das jetzt eh normal ist in einer Welle. Verwundert schaute sie uns an und bestätigte, dass das bei einer „Wehe“ kein Grund zur Besorgnis ist. Sie war sich unserer Welle aber nicht bewusst.

Fr. Dr. Wachter informierte uns, dass sie Ihren Lebensgefährten, Herrn Dr. Mayr, der normalerweise im Krankenhaus Kirchdorf Beckenendlagen bei der Geburt unterstützte, zu uns bestellt hat, aber sie war sich nicht sicher, ob er es zeitlich schaffen wird. Sie war selbst über unseren Geburtsfortschritt überrascht.

Fr. Dr. Wachter sagte im „Vorbereitungsgespräch“ zu mir, dass ich mich sofort melden soll, wenn ich Druck nach hinten/unten spüre. Ja das tat ich dann auch und meinte zu Silke „ja jetzt drückt es schon mehr nach unten“. Silke ist sofort schnellen Schrittes nach draußen gegangen und hat Bescheid gegeben. Ich wurde untersucht und eine Muttermundöffnung von 9 cm wurden bestätigt. Das Video zu dieser Welle gibt es hier:  https://youtu.be/Vp-zDfUsaQk

Rasch ging es weiter und eine nächste Welle schob gut nach unten und dann hieß es für mich „auf dem Bett bleiben“. Da war das Veratmen nicht mehr ganz so einfach, aber dennoch gut machbar. Es war so gut und ruhig möglich, dass das Krankenhauspersonal angeblich (lt. Erzählungen) erneut den Fortschritt etwas unterschätzte. Als dann eine gut produktive Geburtswelle sich auf den Weg machte, gab ich Silke Bescheid, die sofort Fr. Dr. Wachter holte. Mit der nächsten Welle flutschten beide Beinchen heraus und mit der nächsten Welle atmete ich den kompletten Popo heraus. Der flutschte so rasch heraus, dass sich alle fast etwas schreckten weil keiner damit gerechnet hat.

Nun fing der kritische Teil der Geburt an. Fr. Dr. Wachter sagt noch, ich darf jetzt nicht nach unten schieben, aber da war schon die nächste Welle da. Und dann wurde es hektisch. Unser Baby hatte die Arme nach oben gestreckt (eine äußerst ungünstige Haltung). Ich weiß jetzt nicht ob sich die Schultern im Becken ungünstig verkeilten oder ob das Lösen der Ärmchen etwas komplizierter war. Fr. Dr. Wachter und ihr Lebensgefährte wechselten sich ab, da es nicht so einfach schien. Ich hörte dann nur „Anästesie vorbereiten“ und spürte einen ordentlichen Schmerz als Fr. Dr. Wachter die Schultern oder Ärmchen händisch löste. Vor Schmerz musste ich laut schreien – das erste Mal bei meinen 3 Geburten. Aber das tat wirklich weh – verständlicher Weise, aber es war notwendig. Es gelang ihr die Schultern oder Ärmchen zu lösen. Wäre es nicht möglich gewesen, wäre ich in Narkose versetzt worden um alles „locker“ zu bekommen um mein Baby zu holen. Nun wurde mir ein Wehenmittel in der stärksten Stufe gespritzt, aber ich konnte keine Welle spüren, dennoch bekam ich die Aufforderung so stark zu pressen wie ich konnte. Nur noch der Kopf fehlte und Christof sagte immer wieder zu mir „komm Schatzi, gleich hast du es geschafft, er ist schon fast ganz da“. Da ich keine Welle spürte war es für mich sehr schwer einen Druck weiterzugeben, deshalb halfen eine Ärztin und eine Hebamme mit leichtem Kristellern nach. An dieser Stelle muss ich sagen, dass es für mich wirklich nur ein leichtes Mithelfen mit den Handflächen der zwei Damen und nicht mit großer Kraft verbunden war. Durch das enge Zeitfenster für die Geburt des Kopfes war für mich außer Frage, dass dieses Mithelfen an dieser Stelle notwendig war. Gemeinsam schafften wir es und unser Baby war um 15:47 geboren! Unsere Hebamme hat uns später gesagt, dass dieser kritische Zeitbereich nur rund 1 ½ Minuten dauerte. Ich hätte diese Zeit nie einschätzen können.

Ich hörte nach dem Schlüpfen von Fr. Dr. Wachter „Sofort Abnabeln“ und mein Baby wurde sofort zu den Kinderärzten gebracht. Diese standen vor der Türe um mich nicht zu verunsichern – diese Info habe ich im Nachhinein bekommen. Fr. Dr. Wachter hatte alles im Vorfeld ausgeklügelt vorbereitet. Zum Zeitpunkt wie die Schultern steckten, hatte sie den Alarmknopf gedrückt, der alle notwendigen Notfallmediziner heranholte – das hab ich aber nicht mitbekommen – zum Glück. Wie unser Baby im Laufschritt weggebracht wurde habe ich Christof gefragt „Lebt er?!“. Ich bekam keine Antwort und es waren die schrecklichsten Sekunden meines Lebens. Außerdem war es ein Dejavu, da bei der Geburt unseres ersten Sohnes eine ähnliche Situation bestand, wo wir schnell abnabeln mussten und dann nicht wussten, was mit unserem Kind war. Keiner konnte mir nun sagen, was mit unserem Kind ist. Ich wollte, dass Christof zu unserem Baby läuft, aber er durfte nicht. Ich war verzweifelt und dann, nach wenigen Sekunden (die mir wie eine Ewigkeit vorkamen) haben wir ein Baby schreien gehört! Da wir die einzige Geburt zu diesem Zeitpunkt waren, war klar, unser Baby lebt!! Es ging so rasch, da unser Baby schrie, bevor das Notfallpersonal komplett hier war.

Ich konnte dann nur mehr daran denken, dass unser Baby ja mich jetzt am meisten brauchte und kein grelles Licht, laute Geräusche und fremde Gerüche. Deshalb hab ich verzweifelt gesagt:“Wo ist mein Baby? Mein Baby muss doch zu mir und braucht die Mama!“. Die Anwesenden haben mich beruhigt. Ich hatte Angst, dass unser Baby gleich in die Neugeborenenstation gebracht wird, ohne einmal bei mir gewesen zu sein. Da unser Baby und ich im Vorfeld schon oft unseren Herzensfaden (besonders in der Bindungsanalyse) bildeten, habe ich das auch in dieser Situation gemacht und mein Baby wissen lassen, dass ich hier bin. In der Zeit des Wartens haben wir einmal gefragt, was es eigentlich ist – ein Bub oder ein Mädchen. Unsere Vermutung, dass es ein Bub ist, wurde uns bestätigt und nach nur wenigen Minuten wurde uns unser Bub gebracht mit der Info vom Kinderarzt, dass er vorerst einmal eine halbe Stunde bei uns bleiben darf. Unsere Freude war natürlich riesen groß, da wir mit dem echt nicht gerechnet haben. Seine Beine und Arme waren zwar ziemlich blau – darüber wurden wir im Vorfeld schon vorgewarnt, aber sonst fühlte er sich – trotz der schwierigen letzten Minuten – wirklich gut an. Um ihn noch länger bei mir zu behalten, versuchte ich ihn gleich anzulegen aber er brauchte ein paar Minuten und hat dann aber rasch zu Nuckeln begonnen. In dieser Zeit ist Fr. Dr. Wachter noch einmal zu uns gekommen und hat einmal durchgeatmet. Sie sagte uns, dass das ihre schwerste Beckenendlagengeburt war, aber wir alle gut mitgearbeitet haben. Ich war so froh, dass sie für uns da war und uns bei der Geburt begleitet hat – auch wenn ich mir eine andere Geburtsposition für diese spezielle Position gewünscht hätte.

Die Zeit des Wartens auf die Plazenta startete jetzt. Die Hebamme, die uns zu dieser Zeit betreute, bekam von mir oft zu hören: „nicht an der Nabelschnur anziehen“, „jetzt brauchen wir uns aber nicht mehr zu stressen, die kommt schon von alleine“ und „nein, ich werde jetzt auch nicht drücken, das macht der Körper schon alleine“. Nach knapp 50 Minuten flutschte die Plazenta mit einer sanften Welle raus.

Nun wurde ich noch wegen Geburtsverletzungen untersucht. Da in Beckenendlage normalerweise obligatorisch ein Dammschnitt gemacht wird, dafür bei uns aber aufgrund des raschen Verlaufs keine Zeit blieb, hatte ich lediglich einen kleinen oberflächlichen Riss, der mit zwei kleinen Haft genäht wurde. Selbst Fr. Dr. hat sich gewundert, dass das die einzige Geburtsverletzung war.

Es war jetzt eine Stunde vergangen, unser Bub war noch immer bei uns, als zwei Kinderärzte rein kamen um unser Baby, dem wir mittlerweile den Namen „Manuel“ gegeben haben, untersuchen mussten. Ich war mir sicher, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, dass sie ihn uns nehmen und in die Neugeborenenstation bringen würden. Es kam aber anders und nach der Untersuchung sagte der Kinderarzt, dass unser Bub ausnahmsweise bei uns bleiben darf, da normalerweise solche Kinder nach so einer Geburt auf die Station kommen. Mensch – ich war so überglücklich!!!

Was ich im Nachhinein zur Geburt unseres Manuels noch sagen kann: eigenartiger Weise habe ich im Vorfeld einige Artikel über Beckenendlagen-Geburten gelesen, die wirklich schön waren. Ich denke auch deshalb hatte ich in keiner Sekunde Angst vor dieser Geburt und habe mich gefreut darauf. Wahrscheinlich auch deshalb konnte ich meine Ruhe auf unser Baby übertragen und meinen Körper nach der hektischen Situation mit dem Verdacht auf einen Nabelschnurvorfall schnell wieder auf „Geburtsbereit“ bringen.

Natürlich finde ich es sehr schade, dass uns unsere so sehr gewünschte Hausgeburt verwehrt blieb. Hätte unser Manuel aber sein Beinchen nicht herausgestreckt (und uns so seinen präferierten Geburtsweg gezeigt), die mich warnten, dass etwas anders als erwartet war, hätten wir daheim möglicherweise Probleme bekommen. Da ich den Geburtsfortschritt deutlich unterschätzt habe (schließlich war der Muttermund im Krankenhaus ja schon 7cm offen), hätte es sein können, dass wir Silke zu spät informiert hätten. Silke meinte auch, dass bei einer normalen Schädellage wir wahrscheinlich das Kind ohne ihre Anwesenheit bekommen hätten.

Christof wusste zum Zeitpunkt des Verdachtes auf einen Nabelschnurvorfall nicht genau, wie kritisch diese Situation war. Das war im Nachhinein gut, da er sonst möglicherweise nicht so ruhig bleiben konnte. Er hat mich zu jedem Zeitpunkt der Geburt voll unterstützt (außer bei einer längeren Welle, wo selbst er dachte, sie sei schon vorbei weil ich so ruhig und entspannt war ;-) ) und hatte keinen Zweifel, dass wir die Geburt auf normalen Wege meistern werden.

Silke war uns bei der Geburt eine beruhigende Stütze und ich danke Fr. Dr. Wachter, dass Silkes Anwesenheit bei unserer speziellen Geburt möglich war! Selbst Silke hat uns nie das Gefühl gegeben, dass unsere Entscheidung der vaginalen Geburt falsch ist, sondern ist uns mit ihrem Glauben an die Göttlichkeit und Unterstützung von Höherem ein Segen gewesen!

Alle Entscheidungen die ich an diesem Tag für uns getroffen habe, sehe ich als richtig an und würde immer wieder so entscheiden. Auch würde ich immer wieder die Option zur Hausgeburt bevorzugen weil es einfach eine wunderbare Erfahrung der wohlbehüteten, persönlichen und entspannten Geburt bietet.

                                                                                      

Ich danke meinem liebevollen und wunderbaren Mann Christof, der bei unseren Geburten immer an mich glaubte und keinen Zweifel an meinen Möglichkeiten hatte!

Ich danke Silke Reiter für Ihre Unterstützung, ihre Worte, ihren Glauben an uns und dass sie so ist, wie sie ist!

Ich danke Fr. Dr. Wachter, die uns die vaginale Geburt ermöglichte obwohl sie mich nicht kannte (im Nachhinein vielleicht ein Vorteil, da ich normalerweise nicht so „gefügig“ bin)!

Ich danke Dr. Farid, der das Unglaubliche möglich machte und unser Manuel nach seiner Stabilisierung bei mir bleiben konnte!

Ich danke Frau Dr. Winter, die mich aufgrund meines Nachfragens über viele Details der Geburt geduldig und mitfühlend informierte!

Ich danke dem Roten Kreuz, die uns ins Krankenhaus brachte und dem Notarzt, der so manche meiner Entscheidungen im Krankenwagen hinnahm!

Ich danke dem Krankenhauspersonal, dass diese spontane Beckenendlage unterstützte und uns in erster Linie „machen ließ“ (bis zur Geburtsphase)!

Und ganz besonders danke ich den 1000 Schutzengerl (und ich bin mir sicher, einer davon ist unsere verstorbene Großmutter), die uns an diesem Tag begleitet haben und unseren Manuel auf seinem einzigartigen Weg unterstützten!!!

 

DANKE FÜR DIESE ERFAHRUNG UND UNSEREN GESUNDEN MANUEL!